Anke Gerber stand schon früh auf der Bühne und hat nach ihrer Ballettausbildung als freiberufliche Pantomimin gearbeitet. Zusammen mit den in der DDR bekannten Liedermachern Helga und Clement de Wroblewsky war  sie in einem monatlichen Kinderfernsehformat „Guckkasten für kleine Leute“ mit  „Clemils Clowns-Circus“ zu sehen.

Später hat sie das Buch „Anatomie der Pantomime“ geschrieben. Anke ist immer noch sehr aktiv und gibt ihr Können in verschiedenen Kursen und Schulen weiter.

Wie sehen Deine künstlerischen Wurzeln aus? Wie gestaltete sich Dein Weg zur Mime?

Anke Gerber: Wenn man die Fächer Maschinenbau, Tanz und Philosophie (das sind meine Ausbildungsberufe) miteinander mischt, kommt offensichtlich Pantomime dabei heraus. Methodik des Fortkommens: statt Ziele zu verfolgen, bin ich meinen Interessen nachgegangen. Das ist natürlich Luxus.

Zuordenbar habe ich gelernt: was Ironie ist, vom Dichter Heinrich Heine; Pathos und Groteske vom Ausdruckstänzer Harald Kreuzberg; Rhythmus von meinem Vater; Choreografie und alles-ausprobieren von meiner Mutter; sich-nichts-in-die-Tasche-spinnen von Clement de Wroblewsky.

Ich übe noch: einfach-nicht-locker-lassen (Franck Ribéry, Fußballer)

Du hast das 1985 das Handbuch „Anatomie der Pantomime“ geschrieben. Eine Sammlung und Anleitung von klassischen Mimetechniken. Würdest Du aus heutiger Sicht etwas daran verändern und Warum?

Anke Gerber: Ändern nicht, denn die Übungen,die ich im Buch beschrieben habe, sind ja quasi die Grundrechenarten der Mime. Aber erweitern und präzisieren könnte ich natürlich endlos. Wahrscheinlich mache ich bei einer Neuauflage ein Nachwort und zähle auf, was inzwischen alles fehlt, z.B. ein Text über die connection zwischen Mime und electric boogie. (lacht)

Und dann muss ich das nächste Buch schreiben. Angefangen hab ich schon. Es wird sich mit folgenden Inhalten beschäftigen:

  • wie funktioniert Bewegungslernen
  • Spannung im Körper, in der Szene, im Zuschauer
  • ie Spiegelneurone
  • der Begriff Durchlässigkeit
  • Emotion, Impuls, Ausdruck
  • der Unterschied zwischen privat und authentisch
  • Bühnengesetze
  • der Regisseur und „das Auge“
  • Dramaturgie und Regie des Bewegungstheaters
  • wie funktioniert Komik
  • kann man Kunst unterrichten

Inklination seitlich

Körperwelle

Das Buch „Anatomie der Pantomime“ ist vergriffen. Auf Deiner Seite konnte ich lesen, dass Du über eine Wiederveröffentlichung nachdenkst. Ich würde mich darüber freuen. Was muss passieren, damit Du diese Idee verwirklichst?

Anke Gerber: Ja, ich würde mich auch darüber freuen. Passieren muss folgendes: Entweder fällt mir doch noch der Verlag vor die Füße, der es sich leisten kann, ein Buch mit opulenter Bildausstattung in relativ kleiner Auflage herauszubringen, oder ich raffe mich auf und mache das selbst. Wenn sich genug Leute bei mir melden, die es dringend haben wollen, fällt mir das raffen leichter…

Welche Qualitäten schätzt Du an einem Schauspieler besonders?

Anke Gerber: Wenn er sein Handwerk so gut kann, dass er sich beim Spielen keine Mühe geben muss und wenn er dazu so gern spielt, dass ich mir beim Zuschauen keine Mühe geben muss.

Du gibst Dein Wissen an angehende Mimen weiter. Was gefällt Dir an der Arbeit als Lehrer?

Anke Gerber: Ich unterrichte sehr gern, weil ich neugierig bin. Wenn ich gut genug unterrichte, stellen die Schüler alle Fragen, auf die ich alleine nicht gekommen wäre.

Wo kann man Dich selber auf der Bühne sehen oder Unterricht nehmen?

Anke Gerber: Alle aktuellen Termine kann man auf meiner Website nachlesen. Vor der Bühne drücke ich mich gerade erfolgreich. Ich gebe regelmäßig Training am mime centrum berlin (ab März an neuem Ort: im ehemaligen Künstlerhaus Bethanien, Mariannenplatz 2 in Kreuzberg).

Ich unterrichte an der Schule für die darstellenden Künste „die Etage“ im Fachbereich Pantomime / Mime. Ich gebe Kurse und Seminare z.B. im Februar im Leipzig zum Thema Clownerie, im Mai in Jena zum Thema Pantomime und Maskenspiel.

Einen 3-wöchigen Kurs mache ich im August an der Sommerakademie für Theater in Graz. Der Kurs ist für fortgeschrittene Spieler, hat das Thema Körpertheater und Maskenspiel und erarbeitet eine Inszenierung. Das wird sehr spannend. Außerdem eine Premiere: mein Sohn Floris macht die Co-Regie.

Was hast Du Dir für die Zukunft vorgenommen?

Anke Gerber: Handstand lernen, spielen, schreiben und leben.

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Besucht die Website von Anke Gerber und nehmt an einem der Bewegungstrainigs teil, die sie regelmäßig gibt. Wann die neue Auflage von „Anatomie der Pantomime“ herauskommt, ist noch nicht ganz sicher. Einen kurzen Auszug des Buches gibt es hier. Ich hoffe ich habe Euch etwas heiss gemacht. Schickt Anke eine Mail und gebt ihr die nötige Motivation, eine zweite Auflage herauszubringen.

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